18.9. - 1.10.2025 Villa Montes - Caacupé

Veröffentlicht am 2. Oktober 2025 um 06:27

 

Beim Eindunkeln geht über der Grenzzone ein gewaltiges Gewitter nieder mit starkem Wind und viel Regen. Jedenfalls sieht unser Van am Morgen wie frisch „gekärchert“ aus :-)

Weiter beobachten wir, dass unzählige leere Kraftstoff-Tankwagen von Bolivien herkommend nach Paraguay fahren und umgekehrt die gefüllten Tankwagen in Richtung Bolivien verschwinden.

 

Auf der guten Asphaltstrasse begegnen uns tatsächlich ausschliesslich solche Tankwagen, ansonsten sind wir alleine. Nach etwa 120 km ist in La Patria die erste Tankstelle, wo wir mit der Kreditkarte bezahlen können. Also tanken wir hier auf.

Auf der nun folgenden, 200 km langen, schnurgeraden Strecke, welche durch eine einzige Wegbiegung unterbrochen ist, überwinden wir die Langeweile mit Hören von mehreren „focus“-Sendungen. Diese Gegend, der Chaco, ist geprägt von dornigen Buschwäldern und hier soll eine besonders artenreiche Tierwelt sein, wovon wir auf der Ruta Trans-Chaco aber nicht viel mitbekommen. Was wir jedoch wahrnehmen, ist der hier massenhaft vorkommende Palo borracho (Flaschenbaum). Dieser Baum mit der lustigen Stammform und den unzähligen Dornen wird auch als Wahrzeichen des Chaco bezeichnet. Obwohl der Chaco mehr als 60% der Fläche Paraguays einnimmt, leben hier nur 3% der Bevölkerung. Waren dies früher Jäger und Sammler, so ist der Mittlere Chaco heute von Siedlungen der Mennoniten geprägt.

 

Am späteren Nachmittag treffen wir in Filadelfia ein, dem Hauptort der Mennonitischen Siedlungen. Hier in der Kolonie Fernheim leben etwa 10'000 Menschen. Das grösste Gebäude im Ort ist eine Kooperative, bzw. eine Molkereigenossenschaft, wo der Grossteil der Milchprodukte des Landes hergestellt werden. Auf dem Parkplatz/Camping eines grossen Hotels mit Pool richten wir uns ein und kühlen uns erst einmal etwas ab, denn es ist etwa 37 Grad heiss! Später erfahren wir, dass hier diese Temperatur noch als „kühl“ bezeichnet wird, da es im Juli locker auch 47°-50° heiss werden kann!

Beim Friseur, den wir beide besuchen, läuft ein Klimagerät - wir geniessen!

 

 

Unserer Lithium-Batterie gefällt diese Hitze auch nicht! Wie in Costa Rica wird sie weder über den Motor noch über die Solaranlage geladen. Die einzige Möglichkeit ist über Landstrom, aber wir haben kein Kabel dabei.

Das Hotel beim Camping bestätigt, ein entsprechendes Kabel für die Kunden zu haben, können dieses aber dummerweise nicht finden! Also schalten wir den Verbrauch auf „Sparflamme“, stellen unseren Kühlschrank auf 0 und kühlen den Inhalt im Kühlschrank der Hotelbar und die Innenbeleuchtung stellen wir mit Stirnlampen sicher. Das funktioniert soweit, dass der Stand der Batterie bei 5 % stagniert.

 

Wir lernen hier zwei Männer kennen, welche in dritter Generation in Filadelfia leben. Erwin Isaak, 52-jährig und Viktor Janz, 68-jährig. Ihre Grosseltern sind 1930 als Flüchtlinge via das „rote Tor“ aus der Sowjetunion in der „grünen Hölle“, wie der Chaco hier genannt wird, angekommen. Alle Einwanderer sprechen das für uns total unverständliche „Plattdeutsch“ und aber auch Hochdeutsch, während nur noch wenige russisch sprechen. Wir erfahren viel über das harte Leben im Chaco, wo Wasserknappheit das meist grösste Problem ist. Überall werden künstliche Teiche angelegt, wo während der Regenzeit das Wasser gesammelt wird, aber bei grossem Regen/Gewitter auch Überflutungen generiert werden, was den Verkehr zum Stillstand bringt und manchmal Tage dauert bis eine Durchfahrt wieder möglich ist.

Trotz allen Widrigkeiten ist für diese Leute ein Abwandern kein Thema. „Hier ist unsere Heimat, hier bleiben wir!“ ,ist ihre Aussage, was auch für die vierte Generation zutrifft! Zum Abschied erhalten wir von Viktor ein Buch über Filadelfia und das Leben der Auswanderer. Diese Geste berührt uns sehr!

 

 

Nach drei Tagen Staub und Hitze wollen wir Filadelfia wieder verlassen.

Auf der vor uns liegenden Strecke von gut 500 km finden wir kaum einen Schattenplatz, welcher als Übernachtungsmöglichkeit dienen könnte und die Hitze ist gross. Also haben wir vor, gleich bis zu unserem Ziel in Paraguay durchzufahren.

 

Einmal halten wir an um zu tanken und unter dem Tankstellendach im Schatten eine Kleinigkeit zu essen.

 

Asunción, die Hauptstadt von Paraguay, wo der Rio Paraguay durchfliesst, umfahren wir grosszügig, um direkt nach Caacupé zu gelangen. 

Am frühen Abend treffen wir am Ziel ein! Auf dem Camping Pequeña Baviera, ausserhalb Caacupé, werden wir von Astrid & Chris willkommen geheissen und wir sind froh um eine kühlende Dusche und einen Stellplatz im Schatten.

 

 

Gegen vier Uhr in der Nacht fällt Gewitterregen und die Temperaturen fallen um mehr als 10 Grad, was wir als Geschenk erachten. Wir schlafen wunderbar bis in den Vormittag!

 

Heute sitzen wir mit Chris zusammen, um anfallende Arbeiten am Camper zu diskutieren und haben anschliessend grosse Wäsche.

 

Chris wertet die Störungsmeldungen aus. Grosses Erwachen, als wir erkennen, dass unser Partikelfilter sozusagen dicht ist - deshalb auch die vielen letzten Meldungen und das zweimalige in den Notlauf kommen...

Weiter stellt Chris fest, dass die Blattfedern total „durch“ sind und die Spurstangenköpfe dringend ausgewechselt werden müssen. Dann fehlt noch die Abdeckung für das Kupplungsschwungrad.

 

In Caacupé haben wir am nächsten Morgen einen Termin für den Austausch der Blattfedern. Inklusive Autowäsche, auftanken und Gasflasche füllen dauert dieses Vorhaben den ganzen Tag.

 

Mindestens zwei Tage dauert die Reinigung des Dieselpartikelfilters. In dieser Zeit werden Vorhänge und Moskitonetze gewaschen, Stauraum ausgeräumt, alles gereinigt, sortiert und wieder eingeräumt. Die Küche und das Bad müssen auch total aus- und wieder eingeräumt werden mit gründlicher Reinigung dazwischen. Immer wieder ein Waschgang mit Jacken, Decken, Teppichen usw. Eine Abkühlung im Pool und eine Spassrunde mit dem kleinen Klammeräffchen "Luki" darf nicht fehlen!

 

Ein Paar aus der Slowakei verlässt den Camping einen Tag nach unserem Eintreffen und fragt, ob wir einen Koffer brauchen können. Dieses Angebot kommt uns sehr gelegen, da wir ja unsere ganzen Winterkleider nach Hause mitnehmen müssen. Ja, warum im Koffer?

 

Wir lüften das Geheimnis! Nachdem wir in Zentralamerika und schliesslich in Kolumbien viel länger Zeit verbracht haben als ursprünglich gedacht, stellen wir schon bald fest, dass die verbleibenden Monate bis Oktober natürlich nicht ausreichen um unsere ganze Reise bis Patagonien durchzuziehen. Also entscheiden wir bereits im Frühling, dass wir unser Abenteuer für vier Monate unterbrechen werden. Wollen wir doch unsere Enkelin Ava kennenlernen, bevor sie herumspringen kann :). Wir freuen uns auch sehr, in dieser Zeit Familie und Freunde treffen.

 

In Piribebuy besuchen wir einen ausgewanderten Schweizer in seinem Restaurant und lassen uns hier mit einem heimatlichen Gericht verwöhnen.

 

Nachdem Chris den ARG gereinigt hat, leuchtet bei der Probefahrt erneut eine Fehlermeldung auf. Chris macht sich schlau, was es sein könnte und beratet sich noch mit einem Kollegen. Es können drei verschiedene Probleme sein, weshalb wir für jede Möglichkeit Ersatzteile aus der Schweiz mitbringen werden.

Auch für die seit Kanada defekte Heizung gibt es möglicherweise eine gute Lösung. Wir bringen jedenfalls einen Ersatz für den defekten Innenraum-Temperaturfühler von der Schweiz mit.

 

So sind unsere Tage ziemlich ausgefüllt und wir entscheiden, die geplanten Ausflüge auf die Zeit nach unserer Rückkehr zu verschieben.

 

Unsere Reisetasche und der Koffer sind gepackt, der Van geräumt und soweit sauber. Wir sind bereit für die Reise in die Schweiz.

 

Wir freuen uns sehr, euch alle bald wieder zu sehen! Hasta pronto!

 

 


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Kommentare

Marlis + Markus
Vor 2 Stunden

Liebi Rita und André
Vielen Dank für die bisherigen interessanten Berichte. Mit viel Spannung und Freude habe ich diese jeweils gelesen und oft über euren Mut gestaunt, bravo, super wie ihr das macht👍🤠. Die Pause kommt sicher gerade im richtigen Moment, so könnt ihr und euer Van in vier Monaten frisch gestärk wieder starten😄.
Nun freue ich mich, euch wieder zu sehen und wünsche euch eine gute Heimreise. Liebi Grüess