Die Wiphala ist eine quadratische Flagge, die aus 49 Feldern in sieben Regenbogenfarben besteht und die gesamte indigene Bevölkerung repräsentiert. Seit der Verfassungsänderung 2009 ist die Wiphala ein nationales Symbol Boliviens und muss neben der bolivianischen Nationalflagge gezeigt werden.
Copacabana, die freundliche Kleinstadt mit etwa 15'000 Einwohnern liegt auf gut 3'800 m am Südufer des Titicacasees.
Der erste Geldwechsel passiert auf der Strasse, weil am Geldautomat nur sehr wenig Bares mit hohen Gebühren erhältlich ist. Mit einer „neuen“ 100-US-Dollar-Note, ohne Eselsohren oder Falten, erhalten wir unsere ersten Bolivianos, denn ohne Bargeld sieht es hier schlecht aus!
Diesen Zwischenstopp in Copacabana nutzen wir, um der Isla del Sol einen Besuch abzustatten. Eigentlich haben wir die Bootstour mit einem Stopp auf der Isla de la Luna gebucht. Unterwegs erklärt unser Fahrer, dass er leider zu wenig Diesel erhalten habe, um beide Inseln anzufahren. Das Problem der Treibstoff-Knappheit in Bolivien wird schon seit einigen Monaten im Panamericana-Chat diskutiert. Die anstehenden Wahlen machen diese Situation bestimmt nicht besser. Wir sind gespannt, wie wir treibstoffmässig durch Bolivien kommen werden.
Ein Spaziergang zum Mirador Corazón de Jesús wird belohnt mit einem grandiosen Ausblick und einem romantischen Sonnenuntergang.
Ausführlich frühstücken und telefonieren, solange wir Wifi haben und dann verlassen wir Copacabana gegen Mittag. Am Titicacasee entlang, die Strassen sind etwas schlechter als bisher, erreichen wir schon bald die Fähre von San Pedro de Tiquina nach San Pablo de Tiquina. Die Überfahrt auf der flossähnlichen Fähre dauert bei mässigem Wellengang etwa 15 Minuten. Wieder durchqueren wir dünn besiedeltes Hochland, immer mit Sicht auf den See und plötzlich sehen wir am Horizont die weissen 6'000er der Cordillera Munecas und noch weiter entfernt die Cordillera Real.
Unser geplanter Halt bei einem Campingplatz am See erweist sich als Flop – niemand da und alles verwaist, also fahren wir noch zwei Stunden weiter bis Tiahuanacu, wo wir gleich gegenüber der Ruinen von Tiwanaku bei einem gebürtigen Argentinier, Archäologe und Künstler mit eigenem Museum, auf dem Vorplatz campieren können.
Den Vormittag verbringen wir in der präkolumbischen Ruinenstätte, welche als eine der wichtigsten archäologischen Stätten Südamerikas im Jahre 2000 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Die vielen geschnitzten Monolithen, Arkaden und zwei Museen zeugen aus dem vor mehr als 1'000 Jahren erbauten Zeremonialzentrum. Bekannt ist das spannende Tiwanaku insbesondere für seine Architektur und die sehr feinen Steinarbeiten in Baublöcken als auch in Steinskulpturen.
Nach einem Spaziergang in das kleine Dorfzentrum mit einem Schwatz in einer der Metzgereien, verabschieden wir uns von diesem Historischen Ort und fahren nach El Alto, wo wir es uns auf einem kleinen Camping bequem machen. Auf diesem Streckenabschnitt von gut 8 km stehen bei jeder Tankstelle lange Schlangen von LKW's, welche auf Diesel warten; vermutlich bereits mehrere Tage... auch die Schlange bei den Benzin-Zapfsäulen ist lang, aber immerhin kommt da noch etwas raus! Wir sind gespannt...
Bei Teresa in El Alto finden wir einen sehr angenehmen, sicheren Platz, wo wir eine heisse Dusche und Toilette zur Verfügung haben.
Gegen Mittag fahren wir mit der Mi Teleférico (Doppelmayr) von El Alto nach La Paz. Zuerst hoch über El Alto, dann hinunter in die rund 500 Meter tiefer liegende „Kesselstadt“ La Paz. Eine sehr eindrückliche Fahrt. Mit der gut organisierten Seilbahn müssen wir zweimal umsteigen um ins 40 Minuten entfernte Zentrum zu gelangen. La Paz ist der höchstgelegene Regierungssitz weltweit, befindet sich in der Altiplano-Hochebene der Anden und erstreckt sich auf einer Höhenlage von 3'200 bis 4'100 m. Die Stadt erstreckt sich über eine riesige Fläche, hat jedoch „nur“ etwa 755'000 Einwohner (inkl. Agglomeration geschätzte 2 Mio).
Kaum eingestiegen, sehen wir unter uns den „La Feria El Alto“, den grössten Freiluftmarkt der Welt, welcher jeden Sonntag von frühmorgens bis spätabends in El Alto auf einer Fläche von rund 25 km2 stattfindet. Die vierspurige Hauptstrasse bildet dabei die rund zwei Kilometer lange La Feria, welche sich auch auf zahlreiche Nebenstrassen ausweitet. Aus der Seilbahn gesehen, wimmelt es von Besuchern und es bietet sich uns als eine einmalige Szenerie. Hier findet man ALLES – vom Ei bis zum LKW!!
Im Zentrum von La Paz sind die meisten Geschäfte und Restaurants geschlossen, wenig Autos verkehren und es hat kaum Passanten. Trotzdem geniessen wir es, durch die Gassen und Strassen zu schlendern und uns in einem Steakhouse kulinarisch verwöhnen zu lassen.
Heute leistet sich André eine Rasur und ist nachher wie frisch aus dem Ei gepellt ;-) Wir ziehen durch die Gassen und bestaunen die bunten Handarbeiten auf dem Mercado de las Brujas und steuern schliesslich einen Touranbieter an. Für den nächsten Tag lassen wir uns für eine City-Tour mit einem Abstecher zum Valle de la Luna überzeugen.
Seit Peru bestaunen wir die speziell gekleideten Cholitas; so werden indigene Frauen in Peru und Bolivien bezeichnet. Die Kleidung der Cholitas besteht aus der Pollera (Überrock), bis zu 10 Unterröcken, dem Schultertuch und dem typischen Hut. Meist erscheinen die Cholitas durch die vielen Stofflagen rundlich bis übergewichtig. Ein Cholita-Rock besteht aus 6 – 8 Metern Stoff!
Auf der City Tour erfahren wir viel Interessantes über La Paz. Die Stadt hat beispielsweise viele Universitäten, welche bis auf gewisse Skripts (max. 200 Bolivianos pro Jahr = gut 20 CHFr.) für alle Studenten kostenlos sind. Ebenso sind die Spitäler für die Bevölkerung kostenlos, ausgenommen im Viertel der „Reichen“.
Beim Mirador Killi Killi haben wir wunderbare Aussicht auf den südlichen Stadtteil und wenig später erreichen wir das Valle de la Luna - das Mondtal, welches aus tausenden Felsen, Felsspalten, Erdhügeln und kraterähnlichen Formationen besteht.
Die Rückfahrt bestreiten wir auf verschiedenen Linien der Luftseilbahn. Das öffentliche Personentransportmittel der Stadt La Paz Mi Teleférico, meine Seilbahn, ist mit derzeit 10 Linien und mit 33 km Gesamtlänge das weltweit grösste städtische Seilbahnnetz. Die Gondelbahnen (10er Gondeln) befördern täglich mehr als 300'000 Fahrgäste. Diese Anlagen wurden in den Jahren 2014 – 2018 gebaut und das Netz befindet sich weiterhin im Ausbau.
Zum Abschluss der Tour bewundern wir die „einzigen farbigen Häuser“ der Stadt. Angeblich ist die Mehrheit der Bevölkerung nicht interessiert an bunten Fassaden, weil sie dafür eine Gebühr bezahlen müssten.
Kurz bevor wir wieder im Zentrum von La Paz sind, sehen wir noch den Generalfriedhof von La Paz, ein öffentlicher Friedhof mit einer riesigen Fläche von 92'000 m2 und nicht weit entfernt der beliebte Friedhof La Llamita, welcher als "geheim" gilt, weil er nicht unter der Kontrolle der Stadtverwaltung steht. Dieser Friedhof wurde von den Bewohnern der umliegenden Gebieten Mitte der achtziger Jahre angelegt und gepflegt. Diese hatten dabei einige Probleme wie zum Beispiel die fehlende Kontrolle über nicht registrierte Gräber im Zusammenhang mit kriminellen Aktivitäten. Inzwischen ist der Friedhof eine beliebte Touristenattraktion.
Heute Nachmittag klappern wir alle von unserer Unterkunft zu Fuss erreichbaren Tankstellen nach verfügbarem Diesel ab. Die einen haben nur Benzin-Zapfsäulen, andere ein Schloss um alle Zapfsäulen, weil der Nachschub auf sich warten lässt. Mehrheitlich ist jedoch Benzin erhältlich, während jeder um Diesel kämpfen muss. Endlich werden wir fündig... wir fragen, ob wir unsere Kanister auffüllen können, aber der Tankwart erklärt uns, dass der Diesel nur an Bolivianer verkauft wird, nicht aber an Touristen – ohne Ausnahmen! Also heisst das für uns, dass wir einen Einheimischen finden müssen, der für uns diese Kanister füllen geht. Zu erwähnen ist noch, dass die Mehrheit der Fahrzeuge hier benzinbetrieben sind, also sind es in der Regel die LKW's, welche sich in langen Schlangen während Tagen gedulden müssen.
Wir teilen unser Anliegen unserer Platzvermieterin in El Alto mit. Sie versteht unsere Sorge und überlegt, ob sie jemanden kennt, der ein Dieselauto fährt, weil nur dann Diesel abgegeben wird! Kommt ein Benziner-Auto an die Tankstelle und will Diesel in Kanister abfüllen, geht das nicht...
Die zehn Telefério-Strecken wollen wir einmal fahren, damit wir die ganze Stadt sehen. Bei jedem Abschnitt sind wir überrascht, wenn es wieder über einen Hügel geht und erneut ein ganzes Tal mit Häusern zum Vorschein kommt.
Wir überlegen, morgen nach Coroico, gut 100 km östlich von El Alto entfernt, in den halbtropischen Yungas liegend, zu fahren. Damit wir Diesel sparen können, suchen wir einen Fahrer, der uns chauffiert und mit uns den Tag verbringt. Ricardo holt uns bei der Unterkunft ab und wählt eine Strecke stadtauswärts, welche uns wunderbare Blicke auf La Paz und die umliegenden Gletschergipfel ermöglicht. Die Strasse führt über einen Pass (4'720 m), wo Ricardo wie viele anderen Fahrer anhalten um ein Ritual ausführen. Er nimmt eine kleine Flasche Alkohol aus einem Fach und spritzt wenig auf der Fahrerseite aus dem Fenster, reicht mir die Flasche, damit ich dasselbe auf meiner Seite ausübe. Nach einem Kreuzzeichen seinerseits erklärt er, dass er damit um eine sichere Talfahrt erbitte. Gegen Mittag erreichen wir Coroico (1'750 m), wo es sehr warm ist und recht Betrieb herrscht, während wir das Dorf erkunden. Bei Näherinnen von Cholita-Röcken machen wir kurz halt. Sie erzählen, dass sie nur einen ganzen Tag benötigen, um einen Cholita-Rock samt Unterröcken anzufertigen. Die Leute hier sind sehr freundlich und grüssen uns herzlich. Bei einem Mittagessen mit Ricardo lassen wir uns eine Trucha (Forelle) schmecken. Noch ein paar Fotos auf die bewaldeten Schluchten und die Fahrt geht zurück nach La Paz. Die alte Strasse nach Coroico, die berüchtigte Carratera de la muerte (gefährlichste Strasse der Welt), wird heute ausschliesslich von Bikern befahren.
Wir bleiben noch weitere zwei Tage in El Alto, damit André das Eidg. Schwingfest verfolgen kann. Er steht mitten in der Nacht auf und sitzt vor seinem Tablet. Leider hat nicht sein Favorit gewonnen...
Am letzten Tag fahren wir noch die fehlenden Seilbahnlinien und besuchen den gewaltigen Gemüsemarkt Mercado 16 de Julio und Cholet el Alto. Cholets sind extravagante, mehrstöckige Gebäude, die für ihre bunte und fantasievolle Bauweise bekannt sind und ein Symbol für die Idendität und den kulturellen Ausdruck der indigenen Bevölkerung sind.
Natürlich besuchen wir auch den „Hexenmarkt“, wo Rituale zu beobachten sind und sie sich mit Wahrsagerei, Liebeszauber und Flüchen beschäftigen.
Als glorreicher Abschluss dieser Woche in La Paz bezeichnen wir die 40 Liter Diesel, die uns ein Bekannter von Teresa frühmorgens in der Dunkelheit besorgt. Teurer Diesel, aber wir haben ihn wenigstens!!
Teresa lässt uns nicht gerne ziehen, haben wir doch so manchen Schwatz mit ihr und ihrer Enkeltochter Katarina abgehalten. So herzliche Menschen!!
Kaum ist der Schwingerkönig 2025 erkoren, können wir losfahren. Nach der Ankunft in Oruro ziehen wir uns relativ früh zurück, um verpassten Schlaf nachzuholen :-)
Bevor wir Oruro verlassen, wollen wir unseren Dieseltank wieder auffüllen und fragen bei der ersten Tankstelle stadtauswärts, wo Diesel erhältlich ist. Wohl sehen wir eine lange Warteschlange um einen ganzen Häuserblock, realisieren aber nicht gleich, dass all diese LKW's für die gleiche Zapfsäule anstehen wo wir gleich hinter einem tankenden LKW ranfahren können. Erst als einige Fahrer am Autofenster auftauchen und die Hände verwerfen, sehen wir, dass hinter uns im Abstand einer Strassenbreite ein Reisecar und dahinter die ganze Schlange steht... Wir verhalten uns so, als ob wir nichts verstehen, bis plötzlich ein herbeigerufener Polizist erscheint und uns erklärt, dass wir hinten anstehen sollen. Ich sage ihm, dass ich nur wenig Spanisch spreche und wir dringend etwa 30 Liter Diesel brauchen, damit wir an die Grenze zu Paraguay fahren können. Das akzeptiert er und beruhigt die LKW-Fahrer, während wir in Ruhe auftanken lassen. Das ist ja wieder mal gut gelaufen für uns!
Wir fahren heute nach Uyuni, eine Stadt mit gut 18'000 Einwohnern, welche 1889 als Militärstandort gegründet wurde. Die Stadt liegt auf dem bolivianischen Altiplano zwischen zwei Anden-Gebirgsketten auf einer Höhe von 3'675 m am östlichen Ufer des Salzsees Salar de Uyuni, dem grössten Salzsee der Welt. Der Salar ist ca. 160 km lang und 135 km breit und damit die grösste Salzfläche der Erde, mit einer Salzkruste von 2 bis 30 Metern Dicke. Dementsprechend viele Touristikagenturen gibt es, welche Rundtouren anbieten.
Die Strecke von Oruro nach Uyuni (320 km) zieht sich ausschliesslich über die Anden-Hochebene, welche bis auf einige Dörfer unbewohnt ist. Viele Herden von Lamas, Alpacas und Vikuñas weiden rechts und links der nicht viel befahrenen Strasse.
Plötzlich zeigt sich in der Ferne der Salar, ersichtlich als weisser Streifen.
In Uyuni können wir im Innenhof eines Hotels campieren und kochen uns eine leckere Lasagne.
Wieder einmal ist Waschen angesagt. Während wir auf die fertige Wäsche warten, entdecken wir das Stadtzentrum und suchen einen Touranbieter auf. Wir möchten den Salar de Uyuni, die grösste Salzpfanne der Erde, besuchen. Schnell werden wir fündig. Wir entscheiden uns für eine dreitägige Tour.
Mit einem geländegängigen Lexus werden wir bei der Unterkunft abgeholt. Es steigen noch zwei junge Japaner zu und schon geht es los. Es freut uns, dass wir eine kleine Gruppe sind, denn umso bequemer ist es auf den langen Fahrten. Erster Halt gilt dem Eisenbahnfriedhof von Uyuni. Alte Waggons und Dampflokomotiven sind inzwischen zu einer Touristenattraktion bereitgestellt worden. In Colchani besuchen wir den lokalen Markt und probieren bei dieser Gelegenheit Chicharron de Llama, eine Spezialität mit Lamafleisch. In einem vollständig aus Salz errichteten „Salzhotel“ wird uns das Mittagessen serviert.
Schon bald ist der Salar von Weitem als weisser Streifen sichtbar. Je näher wir kommen, können wir erahnen, wie gross diese Salzpfanne wirklich ist, nämlich eine Fläche von mehr als 10'000 km2, im Vergleich etwa ein Viertel der Schweiz! Hier befand sich ein prähistorischer See, der vor 10'000 Jahren austrocknete und eine wüstenartige Landschaft zurückliess, die von schneeweissem Salz geprägt ist. Während der Regenzeit wird die Salzpfanne zu einem der grössten natürlichen Spiegel der Welt. Die Salzkruste kann bis zu 30 Meter dick sein und selbst von Bussen und LKW befahren werden.
Inmitten der Salzpfanne liegt die Isla Incahuasi, die für ihre vielen bis zu fünf Meter hohen Säulenkakteen bekannt ist. Ein Säulenkaktus wächst pro Jahr nur etwa 1 cm. Aus dem „Holz“ der Kakteen werden sogar Möbel hergestellt.
Die Insel kann in der Trockenzeit per Geländewagen oder gar per Fahrrad erreicht werden.
Die Salzmenge des Salar de Uyuni wird auf etwa zehn Milliarden Tonnen geschätzt. Jährlich werden davon etwa 25'000 Tonnen abgebaut. Weiter beherbergt der Salar eines der weltweit grössten Lithium-Vorkommen, welches auf etwa 21 Millionen Tonnen geschätzt wird.
Natürlich stoppen wir irgendwo mitten im Salar für ein paar witzige Fotos...
In San Juan, etwa 90 km südlicher, übernachten wir in einem Salzhotel. Es fühlt sich speziell an, sich auf Salz zu bewegen anstelle von festem Boden...
Am zweiten Tag ist das Programm eng getaktet. Wir fahren über das relativ öde und doch sehr schöne Hochland. Immer wieder weiden Gruppen von Vicuñas. Wir lassen uns erklären, dass Vicuñas wild leben und in keiner Weise genutzt werden. Hingegen die Lamas liefern Fleisch und die Alpacas werden genutzt für Kleider und beide Rassen haben immer Besitzer.
Kurz vor Ollagüe, einem chilenischen Grenzort im Altiplano, biegen wir ab zum Mirador des Vulkans Ollague. Mittels Eisenbahnwagen wird das hier vorhandene Borax, welches weiss wie Schnee oder Salz ist, nach Chile exportiert. Endlich kommen wir beim ersten See an und wir können die unzähligen Flamingos bewundern. Die Lagunen Canapa, Hedionda und Honda sind wunderschön und wir geniessen je einen kleinen Spaziergang.
Die Fahrt durch die Sierra Khenwal oder Biloli Desert, ist scheinbar ohne jene Lebewesen und doch treffen wir im Canon de las Vizcachas auf einen Fuchs und die vielen Vizcachas, ähnlich wie Hasen, welche sich ausschliesslich von den grünen, moosähnlichen „Pölsterlis“ ernähren.
Als nächstes fahren wir in das Naturreservat Eduardo Avaroa Andean Fauna. Ein weiterer Halt gilt dem „Steinbaum“ und das für heute letzte Ziel ist die Laguna Colorada, der rote See mit den unzähligen, wunderschönen Flamingos.
Mitten in der Wüste, im kleinen Weiler Huayajara übernachten wir in einem sehr einfachen Hostel.
Frühmorgens um 5 Uhr geht es wieder los. Wir fahren in der Dunkelheit bei Sturm und Schneefall zum auf 5'100 m gelegenen Geysir Sol de Mañana, und zu den Thermas de Polques, zum Desierto de Salvador Dali, zu der Laguna Blanca und der Laguna Verde, wo wir schliesslich zum Grenzübergang Chile weiterfahren. Hier verabschieden wir uns von den jungen Japanern, welche per Bus weiter nach Chile reisen und laden zwei andere junge Leute auf, welche nach Uyuni wollen.
Auf dem Rückweg nach Uyuni machen wir noch Halt bei der Laguna Hedionda (stinkender See), welcher sehr nach Schwefel riecht. In Villa Mar gibt es Mittagessen und beim Valle de Rocas bewundern wir die vom Wind geformten Felsen und machen in San Cristobal einen letzten Halt.
Müde, aber voll von einmaligen Eindrücken, kommen wir in Uyuni an. Unser Guide verspricht uns, am nächsten Morgen 20 Liter Diesel zu besorgen. Mit diesem Versprechen im Hinterkopf schlafen wir nach einem Suppen-Znacht wenig später ein.
Bereits um 8 Uhr steht unser Guide mit dem versprochenen Kanister vor dem Camper und lässt es sich nicht nehmen, den Diesel gleich noch in den Tank zu füllen, indem er einen Schlauch holt und den Diesel mit dem Mund anzieht!
Gegen Mittag verlassen wir Uyuni, nachdem wir uns auf dem Markt mit Früchten eingedeckt haben.
Die Fahrt (200 km) nach Potosí ist sehr abwechslungs- und kurvenreich und die Strasse führt über mehrere Gebirgs- und Hügelzüge. Die Aussicht ist malerisch und sehr farbenfroh, die Gegend jedoch bis auf kleine Weiler kaum bewohnt. Fahren wir an einem Fluss entlang, weiden hunderte, wenn nicht tausende von Lamas auf den grünen Flächen. Die wilden Schluchten bieten uns eine willkommene Abwechslung.
In Potosí richten wir uns auf einem Innenparkplatz eines Hotels ein.
Eigentlich wollten wir heute eine Tour zu einer Silbermine buchen. Der Guide schreibt uns jedoch, dass heute Sonntag Nationaler Fussgänger- und Fahrrad-Tag sei und im ganzen Land keine Autos verkehren! Daher buchen wir die Tour für Montag und erledigen heute Büroarbeiten und bearbeiten die vielen Fotos, bevor wir dann die verkehrsfreie Stadt erkunden.
Nach Potosí „verirren“ sich wenige Touristen. Die Stadt liegt auf knapp 4'000 m und ist damit die höchstgelegene Grossstadt der Welt. Die erste Münzprägeanstalt der Welt befindet sich hier in Potosí und ist heute ein Museum. Der Ursprung des $ - Symbols liegt übrigens ebenfalls in Potosí.
Um 9 Uhr werden wir beim Hotel abgeholt für die Silberminen-Tour.
Zuerst machen wir Halt beim lokalen Markt für die Minenarbeiter, denn alle müssen von Schutzkleidung bis zum Dynamit alles selber beschaffen und bezahlen. Dynamit ist hier legal erhältlich und wird sogar an Jugendliche abgegeben!!
Seit 500 Jahren wird in Potosì Silber abgebaut. 45 Gesellschaften betreiben aktiv über 300 Silberminen während 24 Stunden mit täglich 20'000 Beschäftigten im Alter von 14 bis 55 Jahren, auch Frauen. Der Verdienst in der Mine, je nach Schicht, ist beinahe doppelt so hoch wie bei einem Lehrer oder einem Beamten und der Lohn wird jeweils nach jeder Schicht bar auf die Hand bezahlt. Die 45 Gesellschaften haben einen Fussballverein, betreiben eigene Fussballplätze und spielen Meisterschaften, was für diese Schwerstarbeiter eine willkommene Abwechslung ist.
Eine dieser Minen besuchen wir und können bis etwa einen Kilometer in das Innere vordringen. Wir sehen, unter welchen Bedingungen hier gearbeitet wird. Je nach Art der Arbeit wird entlöhnt. Ein Arbeiter, welcher mit den pneumatischen Bohrern arbeitet, verdient sehr gut, wird jedoch voraussichtlich an Lungenkrebs erkranken und das Pensionsalter von 55 Jahren als Minenarbeiter nicht erreichen. Eine erschreckende Bilanz, aber Hauptsache ist, dass die Familie ernährt werden kann, denn nebst Lebensmittelverkäufen und kleinen Restaurants gibt es hier nur die Minen als Einkommensquelle. Vielfach arbeitet die ganze Familie vom Jugendlichen bis zu den Grosseltern alle in einer der Minen! Wir erfahren, dass bis heute mehr als 8 Mio Menschen in den Minen ihr Leben verloren haben und heute noch jährlich bis 170 Menschen bei der Arbeit sterben! Jede Mine verfügt über einen „Teufel“, genannt Tio (Onkel), welcher von den Minenarbeitern vor oder nach der Arbeit aufgesucht wird, um mit ihm Alkohol, Kokablätter und Zigaretten zu teilen, um von ihm in „Zusammenarbeit“ mit Pachamama (Mutter Erde) bei der Arbeit beschützt zu werden.
Wir sind tief beeindruckt von diesem Geschehen hier und werden diesen Besuch nicht so schnell vergessen.
Wir brechen heute noch auf nach Sucre, der Hauptstadt von Bolivien.
Die heutige Fahrt geht ausnahmsweise nicht bergauf, sondern tendenziell bergab, da Sucre auf nur noch rund 2'800 Metern über Meer liegt. Auf einem Campingplatz im Zentrum der Stadt machen wir es uns bequem.
Heute feiern wir Ruhetag. Ausschlafen, Nichtstun, Tagebuch schreiben, in der Stadt bummeln und gut essen gehen.
Unsere Campingnachbarn Andor & Sybille erzählen uns von ihrem 4-monatigen Aufenthalt in Brasilien und wir tauschen Tipps aus. Sie sind die Strecke von Paraguay nach Sucre gefahren, welche wir auch vor uns haben. Mit ihren Erfahrungen betreffend Kraftstoffverbrauch rechnen wir aus, dass wir nochmals 20 L Diesel beschaffen müssen. Also setzen wir den heutigen Fokus auf Dieselsuche! Wir erfahren, dass die gut 1 km entfernte staatliche Tankstelle heute eine Lieferung von 10'000 Litern erhalten hat. Also gehen wir zu Fuss dorthin mit dem leeren Kanister. Eine sehr lange Warteschlange ignorieren wir und preschen uns zum drittvordersten Fahrzeug vor der Tanksäule vor. Einen älteren Pickup-Fahrer mit seinem Sohn sprechen wir an, erläutern unser Problem und fragen, ob er unseren Kanister auch füllen könnte. Leider dürfen an den Tanksäulen nur die Fahrzeuge gefüllt werden, nicht aber zusätzliche Kanister. Der Fahrer weist uns an, während des Tankens hinter den verdunkelten Scheiben zu bleiben und nicht zu sprechen. Kein Problem für uns, jedoch für seinen etwa 40-jährigen Sohn ein grosses Problem, weil er sich dauernd mit uns unterhalten will, obwohl er kaum ansprechbar ist. Er scheint völlig von der Reihe zu sein, kaut eine riesige Menge Kokablätter und hat die Alkoholflasche (96-prozentiger Inhalt) gleich in der Hand... Nach dem Tanken fahren wir zu ihrem Zuhause, wo der Vater von seinem Tank abzapft und unseren Kanister füllt. Er verlangt den doppelten Preis, welchen alle Touristen bezahlen und organisiert noch einen Fahrer, welcher uns zurück zum Camping fährt. Nun sind wir dieselmässig auf der sicheren Seite.
Für heute buchen wir eine Tagestour in die Umgebung von Sucre.
Mit zwei belgischen Frauen sitzen wir im Fahrzeug, während der Guide den Tagesablauf erklärt. Als erstes werden wir zu einer kolonialen Kapelle, Chataquilla, gefahren, wo wiederum mit Kokablättern, Zigaretten und Alkohol, unterstützt mit verschiedenfarbigen Kerzen, die Bitten an Pachamama (Mutter Erde) gestellt werden. Diese Kapelle ist etwa 30 Autominuten von Sucre entfernt in der Andenregion und ist bekannt, weil sie Teil eines präkolumbianischen Strassennetzes ist, das vor mehr als 1'400 Jahren von den Inkas gebaut wurde. Wir wandern etwa zwei Stunden lang auf dem Inka-Pfad bis Chaunaca und bewundern dabei die Schönheit dieser Andenberge.
In Maragua, im Maragua-Krater, besuchen wir eine Familie, wo wir etwas über ihr Leben, ihre Kultur, ihre Traditionen und ihre Textilien erfahren.
Dieser Krater ist eine beeindruckende geologische Formation und ist bekannt für seine bunten Gesteinsschichten, die mit ihren Farbtönen von Rot bis Grün einen spektakulären visuellen Effekt erzeugen.
Als nächstes fahren wir nach Niñu Mayu zu den Dinosaurier-Fussabdrücken.
Diese in Sedimentgesteinsschichten konservierten Fussabdrücke gehören zu verschiedenen Dinosaurierarten, die das Gebiet vor etwa 65 Millionen Jahren bewohnten. Nachweislich sollen die Dinosaurier anschliessend nach Argentinien weitergezogen sein.
Auf dem Rückweg nach Sucre steigen wir noch zu der Höhle und dem Wasserfall Garganta del Diablo ab.
Ein langer, naturmässig einmaliger und informativ vollgepackter Tag geht im Zentrum von Sucre zu Ende, wo wir uns nach einer Pizza gerne schlafen legen.
Freitag bis Sonntag findet in Sucre das alljährliche Fest zu Ehren der Schutzpatronin von Sucre, der Virgen von Guadalupe, statt. Die Innenstadt wird für den gesamten Verkehr gesperrt und überall werden Tribünen und Reihen von Sitzgelegenheiten aufgestellt. Die ruhige Stadt verwandelt sich in eine unersättliche Partyzone mit pausenlosem Tanz, fröhlicher Musik, köstlichem Essen und aufwändigen Kostümen.
Am Freitag um 11 Uhr beginnt die Prozession, welche sich mit über 110 verschiedenen Gruppen von Schulkindern, Studenten und Musikformationen zu einem einmaligen Umzug durch die ganze Stadt auszeichnet und bis beinahe Mitternacht dauert! Die der Prozession angrenzenden Strassen werden genutzt als Markt und Verpflegungsmöglichkeiten. Ein einzigartiges Schauspiel, vergleichbar mit unseren Fasnachtsumzügen.
Den Samstag nutzen wir vor dem Umzug für einen Besuch im Museum Casa de la Libertad, wo wir einiges über die Geschichte Boliviens erfahren.
Die heutige Prozession wird ausschliesslich von Gruppen von Erwachsenen begangen. Alle TeilnehmerInnen mit pompösen Glitzerkleidern, übermässig geschminkten Frauen mit kunstvollen Frisuren und sehr lautstarken Musikformationen zieren über viele Stunden die Strassen von Sucre und das Fest wird mit Gewissheit bis in die tiefen Nachtstunden dauern.
Am Sonntag wirkt die Stadt ruhig und leer, ist aber immer noch autofrei und die Menschen aus den umliegenden Städten schlendern in den Gassen oder halten sich in den Parks auf.
Dies ist unser letzter Abend in Sucre – schön war's!
Die Verabschiedung auf dem Campingplatz ist sehr herzlich und nach mehr als einer Woche Genuss pur, wollen wir nun doch langsam in Richtung Grenze nach Paraguay. Der erste Halt gilt Tarabuco, bekannt für seine Textilien, die zu den berühmtesten in ganz Bolivien gehören. Zudem steht auf dem Hauptplatz das Denkmal der Schlacht von Tarabuco im Jahre 1816, wo indigene Lampara-Krieger gegen das spanische Militär kämpften und das spanische Heer mit rudimentären Mitteln besiegten.
Nach einer Gemüsesuppe in einem der gut besetzten Restaurants setzen wir unsere Fahrt fort. Langsam aber sicher verlassen wir die Anden und es geht stetig bergab, wo es immer grüner wird und die Temperatur bis über 30 Grad steigt!
An der Strecke, wo nur noch vereinzelte Weiler auszumachen sind, fahren wir hinter einen Steinwall, etwas abseits der Strasse, wo wir einen „wilden Campingplatz“ für uns finden. Ganz alleine, nur ab und zu ein vorbeifahrender LKW bis zum Eindunkeln, geniessen wir unser Schweizer-Raclette, welches wir in Sucre gefunden haben, und die absolute Ruhe hier...
In der Nacht hören wir zunehmend Donnergrollen und am frühen Morgen regnet es doch tatsächlich kurz. Die dunklen Wolken bleiben tief hängen und Nebel kommt auf!
Wir wissen von unseren deutschen Campingnachbarn, dass wir heute unter anderem eine Strecke von knapp 70 km Schotterpiste, welche teilweise steil, schlecht und sehr schmal ist, zu bewältigen haben. Wer mich etwas besser kennt, kann erahnen, wieviel Nervenkitzel mich diese Fahrt kostet! Der Regen hat die Strasse teils in eine schlammige Masse verwandelt, so dass wir stellenweise froh sind, talwärts unterwegs zu sein. Nach gut zwei Stunden ist der Schreck überstanden – alles gut gegangen, mit wenig Gegenverkehr!
Auch anschliessend auf den guten Asphaltstrassen sind wir meist alleine unterwegs, nur ab und zu kreuzt uns ein Tankwagen, ein Personenbus oder ein Motorrad.
Wir müssen uns allmählich wieder an die Hitze von mehr als 30 Grad gewöhnen, was uns im Moment ziemlich schwer fällt...
Weil wir so gut vorwärtskommen und unterwegs keine Campingplätze auszumachen sind, fahren wir bis Villa Montes, auf knapp 400 m gelegen, mit etwa 40'000 Einwohnern und finden einen ruhigen Platz direkt am Rio Pilcomayo. Villa Montes wird mit Sommertemperaturen von über 40 Grad als „heissester Ort Boliviens“ bezeichnet.
Wir sind hier knapp 120 km von der Grenze zu Paraguay entfernt.
Gestern hat unser Display gleich mehrere verschiedene Störungsmeldungen preisgegeben:
-
Bremsöl ungenügend
-
Bremsbeläge kontrollieren lassen
-
Max. Ölstand überschritten
-
Motor kontrollieren lassen
-
Fahrt sicher anhalten
Wir sind uns nicht sicher, ob wir mit diesen Meldungen bis zu unserem Ziel in Paraguay fahren sollen, ohne etwas zu unternehmen... Die Meldung betreffend Bremsen können und wollen wir nicht einfach ignorieren, also fahren wir heute morgen in die nächste Werkstatt, um das Problem anzuschauen. Schliesslich stellt sich heraus, dass die Bremsbeläge noch in Ordnung sind, das Bremsöl jedoch am untersten Limit ist und aufgefüllt werden muss. Mit einem guten Gefühl betreffend Camper, sind wir froh, am Nachmittag die Stadt bei 39° C zu verlassen!
Die meist schnurgerade Strecke bis zum Grenzübergang fahren wir beinahe alleine und an der Grenze ist dementsprechend ruhig. So schnell haben wir noch nie die Formalitäten erledigt und die Interpol hat die Suche nach André endlich aufgegeben! Vier Schalter im selben Gebäude und nach 20 Minuten sind wir bereit für die Weiterfahrt.
Nach der Barriere von Paraguay realisieren wir, dass die Uhr eine Stunde mehr anzeigt. Wir haben keine Lust, noch weiterzufahren und fragen, ob wir neben dem Zollgebäude nächtigen können. Kein Problem und Dusche/WC können wir auch benützen.
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